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spezielle Tannen, wirds schon schwieriger.

Viele Hölzer kann man auch in der Apo–

theke kaufen. Oder in Esoterikläden. Es ist

immer ein bisschen eine Schatzsuche.”

Eine Schatzsuche, die in der Schweiz

statt²ndet? “Für die lokalen Hölzer sicher.

Zum Teil werden auch nicht lokale Hölzer

in der Schweiz angebaut. Wie eines der für

mich schönsten Hölzer, die Douglastanne,

auch Douglasie oder blaue Tanne genannt.

Die ist nicht heimisch. Sie wird gezüchtet,

weil sie der teuerste Weihnachtsbaum ist.”

Was also macht ein Valentin Diem mit so

einem Weihnachtsbaum? “Vor allem ver-

aschen. Das ist die beste Methode. Eine

Douglasie hat einen ganz besonderen Ge-

schmack. Exotisch, nach Passionsfrucht

und Grapefruit. Sehr spannend.” Asche ist

also nicht gleich Asche? “Nein! Eine Lat-

schenkiefer zum Beispiel hat etwas sehr

Aldehydisches. Eine Zypresse ist würzig.

Dazu kommen die Emotionen. Gewisse

Hölzer wirken eckig, andere warm oder

rund. Wie man einen Wein mit Holz abrun-

det oder strukturiert, kann man das auch

mit Gerichtenmachen.”

Ätherisches Öl, Hydrolat, Holzessig,

Asche, Kohle ... bei Valentin Diem kommt

Holz in sämtlichen Aggregatzuständen

zum Einsatz. Und von allen Teilen des

Baumes. “Ein Baum schmeckt nicht über-

all gleich. Der Kern ist anders als die Rin-

de, und dazwischen gibts wieder andere

Schichten. Das ist wie Haut, Fleisch und

Knochen.”

Zur Veranschaulichung gewährt er einen

Blick auf sein neuestes Projekt: Wood Food

wird zum Buch, welches diesen Herbst im

AT

Verlag erscheint. Einige der Rezepte

sind bereits zu starken, atmosphärischen

Bildern geworden, die Valentin Diem auf

seinem Laptop zeigt: “Rettichpickles, mit

Zypresse aromatisiert. Grillierte Arti-

schocken und eine Paste mit Kiefer, einem

sehr aromatischen Nadelbaum. Erbsen,

blanchiert und mit Piniennadeln und Pini-

enholz aromatisiert. Ich serviere das als

Fingerfood, mit Salz, wie Edamame. Hier

habe ich etwas ganz Simples gemacht:

Arvenholz-Karamellköpži. Die Arve ist

momentan mein Lieblingsholz. Die ist

recht einfach zu kochen. Der Geschmack

ist fettlöslich, ideal mit Milch oder Rahm.

Hier ist eine Flusskrebsconsommé, mit

Lärchenessig abgeschmeckt. Das gibt eine

zusätzliche Dimension. Sehr komplex,

wunderschön. Das sind verkohlte Dougla-

siennadeln. Die kann man im Mörser zu

einem Pulver mahlen. Wahnsinn, wie die

schmecken! Tannennadeln kann man bei

300

Grad in den Ofen tun und nachher ein-

fach abstreifen.” Moment mal, bei Valentin

Diem kommen Tannenäste in den Back-

ofen? “Ja klar. Mit der Tannennadel-Asche

mache ich zumBeispiel Pastateig.”

Das macht neugierig. Wie sieht ein

Catering von ValeFritz aus? “Meine Cate-

rings sind alternativ, ohne esoterisch zu

sein. Meine Kunden sind die Mutigen. Ich

schlage auch bei sehr exklusiven Events

manchmal Dinge vor, die kein anderer vor-

schlagen würde: Lammherzen, Innereien

allgemein oder ein praktisch vegetari-

sches Menü. Ich schätze die lokalen Pro-

dukte sehr und verwende selten klassische

Luxusprodukte aus der französischen Kü-

che. Die meisten Leute ²nden es faszinie-

rend, wenn ich einen zwei Meter langen

Wels heissräuchere. Dann kommt der auch

noch aus demGreifensee!”

Für akzente.-Leser, die sich selbst am

Kochen mit Holz versuchen wollen, und

als Appetizer für sein Buch stellt Valentin

Diem zwei Rezepte aus “Wood Food” vorab

zur Verfügung: Die Arvenholz-Karamell-

köpži und die Erbsen mit Piniennadeln

und -holz, verspricht er, seien wirklich

leicht nachzukochen.

OBEN LINKS

Markus Lichtenstein

www.smithandsmith.ch

OBEN RECHTS

Valentin Diem

www.valefritz.ch