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Cliªord Lilley ist Südafrikaner und kommt
aus Simonstown, einer kleinen Stadt un-
weit von Kapstadt. Er ist noch nicht lange
von seiner alljährlichen Reise in die Hei-
mat zurück, wo er seine Mutter und alte
Freunde besucht hat. Nach Südafrika zu-
rückzukommen, erzählt er, sei, wie einen
verossenen Geliebten wiederzusehen, für
den man immer noch Gefühle hegt. Aufre-
gend, jedes Mal aufs Neue. Die Liebe war
es auch, die ihn damals in die Schweiz
brachte. Die Liebe ging, Cliªord Lilley
blieb.
Die Villa amSee entdeckte er bei einem
Spaziergang. “Als ich das Haus zum ersten
Mal sah, dachte ich: was für ein fantasti-
sches Gebäude. Da möchte ich wohnen!”
Erst einmal schrieb er sich jedoch in der
Ballettschule ein, die schon damals im
Parterre beheimatet war. “Mir ge²el die
Vorstellung von mir als Tänzer. Ich war
aber nie ein professioneller Tänzer. Ich bin
Schauspieler. In Kapstadt habe ich eine
Schauspielschule absolviert. Das hat mir
mein Leben lang geholfen und tut es bis
heute, wenn ich vor Publikum stehe oder
Fernsehclips drehe.”
Als er
1980
erfuhr, dass ein Zimmer in
der Villa frei sei, zog er ein. Der Umzug
ging schnell vonstatten. “Ich hatte nicht
viel. Ein, zwei Koªer und ein paar Sachen
in einer Kiste, die für mich persönlich ei-
nen Wert haben.” Er holt zwei Blechdosen
von einem kleinen Beistelltisch und öªnet
die dünne Schachtel, auf deren Deckel ein
Schiª abgebildet ist. “Mein Vater war auf
diesem Minensuchschiª, einem kleinen
Ding, so gross wie ein Fischerboot.” Vor-
sichtig sondieren seine Finger den Inhalt.
“Briefe von meiner Mutter ... Medaillen aus
demKrieg ...”
Die zweite Dose ist messingfarben und
stammt aus dem Ersten Weltkrieg. Weih-
nachten
1914
ist in den Deckel geprägt.
“Die gehörte einem guten Freund meines
Vaters, Mister Costick. Albert, glaube ich.
Sie nannten ihn Bertie Costick. Jeder Sol-
dat bekam so eine von Princess Mary.” In
der Box liegt eine Karte mit einem Foto
der Prinzessin: Happy Christmas and a
Victorious New Year. “Letztes Jahr kam im
Fernsehen etwas zum Ersten Weltkrieg.
Da habe ich Boxen genau wie diese gesehen
und dachte: Oh mein Gott, das ist meine
Box! Stell dir vor: über
100
Jahre alt!”
Ob er etwas sammle. “Kleider. Ich
sammle Kleider, Schuhe, Schals und Tü-
cher.” Nur manchmal, wenn er eines Teils
total überdrüssig sei, trenne er sich davon.
“Das ist wie eine Beziehung, mit der man
fertig ist. Die meisten Sachen bewahre ich
aber auf. Sie sind wie alte Freunde, ich hän-
ge an ihnen.” Ebenso, fügt er an, gehe es
ihmmit Büchern und Bildern.
Wie er es trotzdem geschaªt habe,
über
35
Jahre am selben Ort zu wohnen,
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Jeden Freitag kauft Cli£ord
Lilley frische Blumen
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Persönliche Erinnerungsstücke
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Sammelstücke: die Bilder-
galerie im Flur